Auf der Suche nach der Stille
Ich möchte mich auf die Suche nach der Stille begeben und verschiedene Aspekte von Stille in ein paar Beiträgen näher beleuchten. Zum Auftakt hab ich mich in meinem Umfeld umgehört und 3 Fragen zur Stille gestellt. Ich danke für all die interessanten Rückmeldungen und Gedanken zu diesem Thema.
- Wie definierst du Stille für dich?
- Welche Bedeutung hat Stille für dich in einer zunehmend lauteren Welt?
- Wie gelingt es dir im Alltag Momente der Stille zu finden? Hast du spezielle Orte, Methoden die dir dabei helfen?
Lena, 72 Jahre, pensionierte Klavierpädagogin
- Stille ist eine absolute Notwendigkeit für meine Lebensqualität. Ein „Raum“, wo mich nichts bedrängt, wo ich mich MIR hingeben kann.
- Balsam für die Seele, Befreiung von einem gewissen Diktat. Stille suchen, finden und pflegen als sinnvolle Aufgabe.
- In der Natur. In der bewussten Meidung von lauten, lärmenden Menschen und Orten. In der Gelassenheit!
Katharina, 39 Jahre, Elementarpädagogin
- Für mich ist Stille die Abwesenheit von Lärm und Unruhe. Ein Moment in dem ich mich selbst denken hören kann.
- Ein seltenes Gut. Ich sehne mich danach.
- In der Arbeit ist die Toilette der einzige Ort wo man kurz in Stille durchatmen kann. Privat gehe ich auch sehr gern alleine in den Wald. Auch wenn ich dort die Waldtiere hören kann, so ist es dennoch ein Ort der wunderbaren Stille für mich. Kann ich grade keinen Ort der Stille aufsuchen dann versuche ich tief zu atmen und mich auf meine Atmung zu konzentrieren.
Milka, 33 Jahre, Musikerin und Musikpädagogin
- Stille ist ein leerer Raum, der sowohl ruhig als auch voller Aufregung sein kann. In der Musik sind Pausen nicht statisch, sondern es kann viel in der Stille passieren.
- Als Freiberufliche kann ich die dichtesten Menschenmengen und lautesten Uhrzeiten im Alltag meistens vermeiden. Meine eigene Welt empfinde ich dadurch nicht als zunehmend laut. In meinem Kopf wird es aber manchmal laut und eine innere Stille finde ich vor allem in den seltenen freien Tagen und im Urlaub. In der Stille fließen dann auch neue Ideen.
- Da es in meiner Arbeit um Klänge geht, ist mir ein leises Zuhause extrem wichtig. Die Wohnküche und die Kellersauna in unserem Haus sind für mich Orte der Stille. Auch bei kleinen Beschäftigungen wie beim Kochen oder beim Spazieren finde ich eine Art Stille. Atemübungen, auch wenn nur für einige Sekunden, mache ich jeden Tag. Die stillste Stille, die ich bis jetzt erlebt habe, gab’s auf dem Berggipfel! Die Ruhemomente in der Natur wirken lang nach.
Eva, 46 Jahre, Ramp Agentin am Flughafen
- Stille ist für mich, wenn ich die Geräusche von Vögeln und Insekten in der Natur höre.
- Stille bedeutet mir sehr viel. Besonders in Momenten, in denen ich in Ruhe ein Buch lesen kann und dabei nicht gestört werden möchte. Stille ist im Leben eines Menschen vor allem wichtig, um geistig zur Ruhe kommen zu können.
- Völlige Stille finde ich nur im Bett, im Schlaf.
Susanne, 65 Jahre, Fremdenführerin
- Stille ist absolute Stille, so selten. In letzter Zeit habe ich sie ab und zu bemerkt, in Räumen oder in der Natur. Es ist ganz ungewohnt, wenn man gar nichts hört und sehr schön und kostbar. Ich werde dankbar sein, wenn sie mir wieder begegnet.
- Jetzt wo ich mir die Frage stelle: eine große Bedeutung, ich sollte sie aktiv suchen.
- Nach einem anstrengenden Tag: Tür zu und Außenwelt aussperren, Handy auf lautlos und manchmal auch Festnetz ausschalten. Im ruhigen Kaffeehaus, den wenigen Lärm um mich kann ich ausblenden und Zeitung lesen. Oder in der Natur.
Christian, 39 Jahre, Texter und Achtsamkeitslehrer
- Ich unterscheide zwischen der Stille im Außen, in der nur wenige oder leise Geräusche auf meine Ohren treffen und der inneren Stille, die eintritt, wenn die Gedanken zur Ruhe kommen. Wenn mir viele Gedanken im Kopf herumschwirren, erlebe ich auch einen ruhigen Ort nicht unbedingt als still. Gleichzeitig ist es mir manchmal möglich, inmitten von viel Lärm und Hektik still zu sein.
- Ich liebe es, ein paar Mal pro Jahr aus dem Alltagstrubel auszusteigen und ein Meditations-Retreat im Schweigen zu machen. Ich bin daher Einrichtungen wie dem Buddhistischen Zentrum in Scheibbs oder dem Haus der Stille Puregg, wo es möglich ist, gemeinsam mit anderen zur Ruhe zu kommen, sehr dankbar.
- In stressigen Situationen hilft es mir, mich mit ein paar bewussten Atemzügen zu erden und innerlich ruhiger zu werden. Zusätzlich versuche ich, möglichst viel Zeit in der Natur zu verbringen. Wenn sich beim Wandern vor mir ein riesiger Berg auftut, der einfach nur da ist, ohne was zu sagen, dann merke ich, dass ich auch mal still sein könnte.
Johannes, 46 Jahre, Musiklehrer und Musiker
- Stille ist der Zustand im nächtlichen Wald, nur Naturgeräusche sind vereinzelt zu hören.
- Eine große Bedeutung. Ich brauche sehr oft kein Radio oder Musik bei verschiedenen Haushaltstätigkeiten oder beim Laufen.
- Handy auf lautlos oder Flugmodus stellen, laufen ohne Musik.
Victoria, 45 Jahre, Quality & Safety-Managerin
- Zum einen natürlich die Abwesenheit von störenden Geräuschen – sowohl Menschen gemachte – aber auch natürliche können mega störend sein (ich erinnere mich gerade an eine Nacht in Kambodscha wo bei Sonnenuntergang die Natur komplett durchgedreht ist und unglaublich laut war) – und damit einhergehend die Ruhe in mir. Ist also kein statischer Zustand.
- Gott sei dank kann ich genügend Phasen der Geräuscharmut tagtäglich erleben – deswegen stören mich auch laute Phasen wie etwa im Job oder in der Stadt nicht. Wesentlich wichtiger ist da für mich eigentlich die „Stille der Gedanken“ – die ist aber ganz ganz essentiell für mein Seelenheil.
- Eine mitgegebene Grundgelassenheit hilft mir da immens denke ich – darüber hinaus bei Wanderungen in der Natur, an ruhigen Orten in der Stadt, am Wasser.
Meine eigenen Gedanken zu den 3 Fragen:
- Stille bedeutet für mich akustische Reizarmut, -reduktion bei gleichzeitigem Gefühl innerer Ruhe und Frieden. Wenn ich Stille bewusst wahrnehme ist es immer ein Moment der Achtsamkeit, des Innehaltens und bewussten in Verbindung-Seins oder Verschmelzens mit mir und der Umgebung.
- Stille ist für mich ein wichtiger Ausgleich zur Geräuschkulisse und Menschdichte der Stadt oder zu aufwühlenden und herausfordernden Aspekten des Lebens. In der Stille kann ich entspannen, mich erden und stabilisieren.
- In der Natur finde ich eine vertraute Stille, menschenleer, hier ich kann ganz für mich sein, es wird in mir leise und die natürlichen, sanften und wohltuenden Geräusche der Natur umhüllen mich. Es hat etwas Magisches und Beruhigendes. Besondere Stillemomente erlebe ich auch am Meditationskissen zu Hause oder bei einem Retreat und beim Qi Gong üben – diese Zeiten empfinde ich als Eins-Sein, mit einem Gefühl des inneren Friedens und tiefer Zufriedenheit.